Meeresschutzgebiet im antarktischen Weddellmeer

21.10.2022

Bundestagsrede Nr. 21

Herr Präsident!

Verehrte Kolleginnen und Kollegen!

das Alfred-Wegner-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) ist bereits seit dem Jahr 1980 im Südpolarmeer im Gebiet des Weddellmeers mit umfangreichen Forschungsvorhaben aktiv. Diese außerordentliche Kompetenz war auch der Grund dafür, dass die Internationale Kommission zur Erhaltung der lebenden Meeresschätze in der Antarktis, die Commission for the Conservation of Antarctic Marine Living Resources (CCAMLR), die damalige Bundesregierung bereits 2016 gebeten hatte, einen Antrag zur Unterschutzstellung des Weddellmeeres zu erarbeiten.

Dieser Weg erwies sich jedoch als äußerst steinig.

Der Kommission gehören 24 Mitgliedstaaten sowie die EU an. Sie müssen einstimmig über den Schutzgebietsvorschlag entscheiden. Vorbehalte und Bedenken – ob berechtigt oder nicht - müssen berücksichtigt und ausgeräumt werden.

Trotz umfangreicher Datenlage und sehr guter Argumente ist es bis zum heutigen Tage nicht gelungen, auf den alljährlichen Konferenzen der CCAMLR im tasmanischen Hobart die Bedenken einzelner Staaten vollständig auszuräumen. Auch 2021 scheiterten die Verhandlungen abermals. Immer wieder sind und waren es vor allem die Widerstände aus China und Russland, die eine Unterschutzstellung verhinderten.

Wie in den Jahren 2018 und 2020 ist es uns auch dieses Jahr gelungen einen interfraktionellen Antrag vorzulegen, der der Bundesregierung und den Verhandlungspartnern bei der diesjährigen Konferenz vom 24. Oktober bis zum 4. November den Rücken stärken soll. Das ist ein starkes Mandat und Auftrag zugleich!

Das Südpolarmeer ist einer der letzten relativ unbeeinflussten Ozeane unserer Erde. Das geplante Schutzgebiet Weddellmeer mit einer Fläche von etwa 2,2 Millionen Quadratkilometern wäre mit Abstand das größte Meeresschutzgebiet der Welt.

Meeresschutzgebiete sind eines der wichtigsten Instrumente, um die Vielfalt der Meere und ihre ökologischen Funktionen nicht zuletzt für unser globales Klima zu erhalten. Mit dem schon 2020 initiierten Beitritt der Bundesrepublik Deutschland zur Global Ocean Alliance, haben wir uns zum Ziel gesetzt bis 2030 international 30 Prozent der Weltmeere unter Schutz zu stellen. Eine erfolgreiche Einigung wäre somit ein wahrer Meilenstein. Zumal wir aktuell weltweit bei lediglich 7 Prozent liegen.

Aber meine Kolleginnen und Kollegen, ein Misserfolg bedeutet dementsprechend einen derben Rückschlag – und das zum nun wiederholten Male.

In einer außenpolitisch sehr schwierigen Lage ist es deshalb richtig und wichtig das Projekt auf aller höchsten politischen Ebene anzusiedeln, um ihm endlich zum ersehnten Erfolg zu verhelfen.

 

Auch und gerade deshalb liegt uns dieses weit entfernte und kalte Meer so am Herzen!

Ich bin allen Beteiligten sehr dankbar für das Zustandekommen unseres interfraktionellen Antrags. Mit einem starken Votum über die Fraktionsgrenzen hinweg wollen wir helfen den Schutz des Weddellmeers voranzutreiben!

Darüber hinaus kommt es jetzt aber vor allem auf das Verhandlungsgeschick auf der internationalen Bühne an. Hier wird im Interesse aller nachfolgenden Generationen dringend und endlich ein Erfolg benötigt!

 

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

ich wünsche den neuen Verhandlungen den bestmöglichen Erfolg!

Danke!